Ein Tag im Wald als Beitrag zur Umweltbildung

Seit einigen Monaten bieten wir, passend zu unserem Schwerpunkt Naturfreude, regelmäßig Waldtage an, an denen die Kinder zusammen mit unserer Waldpädagogin die Natur erkunden und auf Entdeckungsreise gehen.

Im Wald können die Kinder nicht nur spielen, Erfahrungen mit der Natur sammeln und neue Sinneseindrücke gewinnen – hier wird auch der Grundstein für Umweltbildung gelegt. In Deutschland ist der Wald einer der Lebensräume, in dem die Kinder einen Bezug zur Umwelt entwickeln, Formen, Farben und Gerüche kennenlernen können.

Wie läuft ein Waldtag bei uns ab?

Im Wald angekommen, beginnen wir erst einmal damit, uns eine schöne Stelle zu suchen und dort einen Kreis aus Stöcken, Moos und Laub zu bauen. Wir sitzen im Kreis und nehmen Kontakt mit der Erde und der natürlichen Umgebung auf. Wir erden uns im wahrsten Sinne des Wortes, werden entspannt und nehmen uns als Gruppe wahr. Das Stimmung der Kinder einzufangen ist sehr wichtig, da manchmal vom Weg oder vom frühen Morgen noch einiger Stress in den Kindern steckt, den sie hier abwerfen können.

Nachdem wir uns in einer Redestab-Runde (wer den Stab hält, hat das Wort) mit einem morgendlichen Gedicht, passend zur Jahreszeit, einer kurzen Einführung und Fragen nach dem persönlichen Befinden ausgetauscht haben, strömen die Kinder als kleine Entdecker:innen in die Umgebung aus. Meist versuchen sie, zu klettern, über den Waldboden zu hüpfen oder über Baumstämme zu balancieren. Dabei werden Koordination und körperliche Fitness gefördert. Mit viel Phantasie und Kreativität bauen die Kinder zusammen mit den Erzieher:innen, die sie begleiten, Hütten aus Waldmaterialien wie Stöcken, Laub und Moos. Hierbei entdecken die Kinder ihre Begabungen, unterstützen sich gegenseitig und lernen, Rücksicht auf sich und die Natur zu nehmen. Das Gruppengefühl wird im Wald besonders gestärkt, denn die Mithilfe und Zuverlässigkeit untereinander sind wichtig.

Im Wald entstehen auch kreative Spielideen, wie z.B. Handel mit Naturmaterialien wie Eicheln oder Stöcken. Die Kreativität der Kinder wird gefördert, indem sie kleine Kunstwerke aus natürlichen Mitteln bauen. Hier erfahren Sie Wertschätzung und Erhebung ihrer eigenen Kompetenzen.

Weitere wichtige Inhalte sind das Spurenlesen, das Wahrnehmen von Geräuschen, Augenschließen, Lauschen und Ertasten. Die Kinder nehmen den Wald und seine Düfte mit allen Sinnen wahr. Manchmal sitzen die Kinder fast meditativ versunken auf dem Boden, graben ihre Hände in Erde, schauen in die Sonne oder liegen auf dem Rücken und lassen den Blick in die Baumkronen schweifen, auf zu den Wolken und Vögeln. Sie genießen die Ruhe der Natur und entspannen sich. Damit trägt der Besuch im Wald zu emotionaler Ausgeglichenheit bei.

Nach der Frühstücksrunde gibt es meist eine gezielte Anleitung. Das kann ein Spiel sein oder eine Wahrnehmungsübung. Dann lassen wir den Waldtag mit einer Abschlussrunde ausklingen. Manchmal wird noch gesungen oder getanzt. Abschließend reflektieren die Kinder den Tag, indem sie zum Beispiel die Frage beantworten: Was hat dir am meisten gefallen?

Nachdem die Kinder sich geäußert haben, packen wir unser Material zusammen und gehen gemeinsam zum Ausgang des Waldes zurück. Die Kinder können gesammelte Naturmaterialien mit in die Kita nehmen und in einer speziellen Naturecke ablegen. So bleibt die Natur auch in der Kita präsent.

Beim Waldtag wird für die Kinder ein sicherer Raum geschaffen, sie werden ermutigt, ihre Komfortzone zu verlassen, sich auf neue Erfahrungen einzulassen und sich dabei trotzdem wohlzufühlen.

Kinder können im Wald natürlich auch scheitern, wenn sie ihre Grenzen austesten. Hinzufallen, an Pflanzen hängenzubleiben oder einen Kratzer zu bekommen, gehört zur Erfahrung im Wald dazu. Sie lernen, sich davon nicht entmutigen zu lassen. Wenn die Kinder regelmäßig an Waldtagen teilnehmen, ist eine motorische und sprachliche Entwicklung zu erkennen. Auch die Selbstwahrnehmung und das Selbstbewusstsein der Kinder werden durch die Naturerfahrungen gestärkt. Die Walderfahrungen helfen beim Ausbilden wichtiger sozialer und kommunikativer Fähigkeiten.

Unsere Waldregeln

  1. Wir sind Gast im Wald bei seinen Bewohner:innen und Pflanzen.
  2. Die Pädagog:innen haben die Kinder immer im Blick, d.h. Kinder entfernen sich nicht mehr als Sichtweite.
  3. Sollten die Kinder Spuren lesen wollen, so holen sie eine erwachsene Person hinzu.
  4. Stöcke sind erlaubt und werden in Hüfthöhe getragen. Kämpfe mit Stöcken dürfen nur unter Aufsicht stattfinden.
  5. Mit manchen Funden muss vorsichtig umgegangen werden, z.  B. Federn, Knochen, aber auch Pilze und Beeren, da hier Gefahren für die Kinder bestehen.
  6. Der vereinbarte Ruf „Hoo-Hop“ ist ein eindeutiges Zeichen, dass die Kinder sofort stehen bleiben müssen und zum Stammplatz zurückkommen sollen.